Aaron
Gleichförmig plätschern die Sommertage dahin, oft steht Aaron am Fenster – und ertappt sich, wie er immer öfter einen Fußball spielenden Jungen beobachtet. Bald kauft Aaron selbst einen Ball und versucht, den Jungen zum gemeinsamen Kicken zu überreden. Ben Gijsemans umkreist den inneren Konflikt eines jungen Manns, der – verwirrt, ja verstört von dem, was in ihm vorgeht – seine pädosexuellen Neigungen entdeckt und nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Das Thema erfordert Mut und der künstlerische Umgang damit, im heutigen Kontext rascher Empörungen, ist eine Gratwanderung. Diese meistert Ben Gijsemans bravourös. „Aaron“ ist betont undramatisch erzählt. Die Seitengestaltung ist streng, oft wiederholen sich die Bilder mit leichten Variationen, die Aarons Gesten des Zögerns, seine Mimik des Zweifelns, seine wachsende Verzweiflung zum Ausdruck bringen. „Aaron“ ist kein mitreißendes Spektakel; wir müssen selbst nachvollziehen, was im Protagonisten vorgeht. Es ist beeindruckend, wie Ben Gijsemans das Erwachen der Pädosexualität in „Aaron“ vermittelt, ohne zu moralisieren und zu verurteilen. Das macht aus „Aaron“ eine unbehagliche, aber eindringliche Lektüre.