Barbara Yelin

Die Jury des Max und Moritz-Preises 2024 würdigt Barbara Yelins tiefgreifende künstlerische Auseinandersetzung mit Menschen und deren Erfahrungen von Verfolgung, Krieg, Flucht und Gewalt sowie ihr nachhaltiges Engagement gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit.

Ihr viel beachtetes aktuelles Buch „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ erzählt von einer jüdischen Frau, die im Holocaust als Kind drei Konzentrationslager überlebt hat und von den traumatischen Folgen für ihr Leben. Gleichzeitig transportiert es eine universelle Botschaft von Selbstbehauptung, Selbstermächtigung und von der Hoffnung und der Kraft des Lebens. Ein weiteres Mal beweist Barbara Yelin, dass es ihr wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt, durch ihre atmosphärisch dichten Zeichnungen und die Möglichkeiten des Comics eine Sprache für das Unsagbare zu finden.

Dabei geht es Barbara Yelin nicht nur um Vergangenheitsbewältigung. In Zeiten globaler Multikrisen, von Krieg, Terrorismus und wachsendem Rechtsextremismus ist es ihr vielmehr ein dringendes Anliegen, die Gegenwart in den Blick zu nehmen, den Dialog zu fördern und dabei immer wieder den Menschen und die Menschlichkeit ins Zentrum zu rücken. Sie wirkt maßgeblich in zahlreichen interdisziplinären Initiativen mit, die Kunst und Forschung verbinden. Stellvertretend sind das internationale Projekt „Survivor-Centered Visual Narratives“ zu erwähnen, die von Charlotte Schallié herausgegebene Anthologie und die Ausstellung „Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust“ oder das Symposium „Comics im Dialog mit den Wissenschaften“.

Barbara Yelin ist nicht nur eine der herausragenden Comic-Künstlerinnen ihrer Generation, gleichzeitig engagiert sie sich unermüdlich für die Vernetzung der Comic-Szene, die Weiterentwicklung der grafischen Literatur, deren Kommunikation in ein breites Publikum und in der Förderung anderer Künstler*innen, beispielsweise durch die Initiative „Comics in Bayern“. In unzähligen Lesungen, Gesprächen, Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews vermittelt sie auf kluge und uneitle Weise die Chancen und Möglichkeiten der grafischen Literatur.

Aktuell initiierte und kuratiert sie gemeinsam mit Hannah Brinkmann, Nathalie Frank, Michael Jordan, Véronique Sina, Moritz Stetter und Birgit Weyhe die Aktion „Wie geht es dir? Zeichner*innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus“, bei der Menschen zu Wort kommen, die in Folge des 7. Oktobers von Antisemitismus, Rassismus oder Muslimfeindlichkeit betroffen sind. Das wichtige Anliegen dieses Projekts ist es, Empathie und Dialog zu fördern, wo Polarisierung und Misstrauen vorherrschen.

Die Max und Moritz-Jury und die Stadt Erlangen danken Barbara Yelin dafür mit diesem Spezialpreis.

Aktuell: Barbara Yelin
Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung
Reprodukt, 2023